Die Tage werden kürzer, die Nächte kälter – für DF2MX, DK2RO und DL8AW bedeutet das seit fast zehn Jahren: Suppe vorkochen, CW üben und warm anziehen – der WAG-Contest steht an. Am vergangenen Wochenende vom 18. bis 19. Oktober war es wieder so weit. Bei Nachttemperaturen um den Gefrierpunkt wurde das Contestrufzeichen DQ7Y 24 Stunden lang im Schichtbetrieb in der Luft gehalten. Unter anderem durch mittlerweile zwei Kurzwellenbeams samt Rotor und Roberts ständig weiterentwickelter Umschalt- und Filtertechnik konnten wir mit 1375 QSOs in 24h einen neuer persönlichen Rekord verbuchen. Am Sonntag wurden wir von vielen Teilnehmern des Klasse-N-Lizenzkurses von Peter DK4KP besucht und konnten Technik und Funkbetrieb in der Praxis vorstellen.
Küchenzelt
Im Vorfeld zeichnete sich ab, dass der Unimog dieses Jahr nicht zur Verfügung stehen würde. Aus Mangel an Alternativen bauten wir das Fieldday-Küchenzelt auf. Das hatten wir zuletzt 2017 am Fielddayplatz in Plesten getan und erinnern uns nur zu gut an die frostigen Temperaturen in der Nacht, die irgendwann jede Kleidungsschicht durchdrangen.



Die Lösung präsentierte Carsten DH1NOC (B11), der uns seinen Gas-Heizstrahler zur Verfügung stellte. Mit Gasflasche und CO-Melder bestückt sorgte dieser im Zelt für angenehme Temperaturen. Herzlichen Dank für die Leihgabe.
Aufbau

Bei perfektem Wetter fanden sich zum Aufbau DL9NAC, DF2MX, DK2RO und DL8AW am Samstagmorgen am Stiefvater ein. Das Küchenzelt war mit geübten Handgriffen binnen kürzester Zeit aufgestellt. Durch den kürzlich am Standort fest installierten Spiderbeam bestand keine unmittelbare Notwendigkeit, eine weitere Antenne aufzubauen. Nach dem Motto zwei Beams sind besser als einer bauten wir trotz kritischer Rückfragen einiger OMs dennoch zusätzlich den 2-Element Fritzel-Beam samt Rotor auf einem Alu-Schiebemast auf. Der Aufbau gestaltete sich deutlich aufwendiger als auf dem Kurbelmast am Unimog, konnte mit vereinten Kräften aber doch noch vor Contestbeginn abgeschlossen werden.
Funkbetrieb
Contestbeginn
CQ DQ7Y WAG. So oder so ähnlich erklang der erste Ruf auf 15m in CW. Mit EA1X fand um 15:02 UTC das erste QSO den Weg ins Log. Ca. 1300 weitere QSOs sollten folgen. Mit einem Anteil von 82% war CW dieses Mal eindeutig die Betriebsart der Wahl. Besonders in der Nacht, wenn sich aller Funkbetrieb auf weniger Bänder konzentriert, ist es in CW deutlich einfacher eine freie Frequenz zu finden und mit 100W Sendeleistung zu halten als in SSB. Zudem lässt sich in CW deutlich einfacher nebenher Kaffee schlürfen, der nachts hin und wieder notwendig wird.

Technikupgrade
Die Technik erhielt dieses Jahr ein deutliches Upgrade: Robert hatte seinen Antennenumschalter mit ESP32 auf Automatikbetrieb umgerüstet und deutlich erweitert. So wurde durch Umschaltung der Frequenz am Transceiver oder im Logbuchprogramm automatisch die passende Antenne samt Filter zugeschaltet. Auf 20m aufwärts war der Wechsel zwischen den beiden Kurzwellenbeams nur noch einen Tastendruck entfernt, wobei beide Stationen gleichzeitig den gleichen Beam auf unterschiedlichen Bändern nutzen konnten. Lediglich die Bedienung der Rotoren geschah noch „händisch“, das heißt per Knopfdruck am entsprechenden Steuergerät. Zur Vollautomatisierung müssten nächstes Jahr nur noch die beiden Rotoren in das System integriert werden.

Funkbetrieb in der Nacht
Durch den aktuellen Sonnenfleckenzyklus und die relativ Ausbreitungsbedingungen blieben die oberen Bänder bis spät am Abend offen und konnten auch relativ früh am Morgen wieder für DX-Verbindungen genutzt werden. Das führte zu einer ausgewogenen Verteilung der QSOs auf die verschiedenen Bänder:
| Band | Mode | Anzahl QSOs |
|---|---|---|
| 80m | CW | 332 |
| 80m | SSB | 107 |
| 40m | CW | 337 |
| 40m | SSB | 51 |
| 20m | CW | 248 |
| 20m | SSB | 56 |
| 15m | CW | 137 |
| 15m | SSB | 29 |
| 10m | CW | 63 |
| 10m | SSB | 15 |
So wurde es auch Nachts nicht langweilig. Wir erinnern uns an Nächte, in denen ausschließlich 80m und 40m nutzbar waren und mangels CW-Kenntnissen unsererseits bereits alls SSB-Stationen abgearbeitet waren.

Zum Schichtwechsel am Morgen näherten wir uns der 1000 QSO-Marke. Es fielen die Eiskristalle an der Gasflasche sowie die durch den Heizstrahler deutlich verbrauchte Luft auf. Insgesamt kamen wir mit ca. 4kg Gas bei relativ angenehmen Temperaturen durch die Nacht.
Besuch
Am Sonntagmorgen erhielten wir Besuch von Teilnehmern des Klasse N-Lizenzkurses von Peter DK4KP. Norbert DL9NAC führte die Interessenten durch das Stationszelt und erklärte die einzelnen Komponenten, bevor der jüngste Interessent mit 12 Jahren die Morsetaste kurz ausprobieren durfte. Wir hoffen, dass wir euch einige interessante Einblicke geben konnten. Amateurfunk ist unglaublich vielseitig und für wen sich bei Kaffee und Suppe die Nächte um die Ohren schlagen nichts ist, findet sicher einen anderen spannenden Aspekt des Hobbys. Würden uns freuen, wenn einige von euch die Lizenz machen und uns evtl. sogar in den nächsten Jahren auf den Bändern unterstützen.
Contestende
Kurz vor Ende des Contests war am Sonntag um 16:55 Uhr MESZ letztmals das Klingeln der Multiplier-Glocke zu hören. Als letzter Multiplikator schaffte es OD5OJ auf 15m ins Log, bevor um 17:00 Uhr MESZ die Geräte abgeschaltet und abgebaut wurden. Bis ca. 18:45 Uhr war das gesamte Equipment wieder im Lager verstaut.
Fazit
Wir stellten fest, dass der Funkbetrieb im Küchenzelt nicht nur Nachteile hat. So bietet das Zelt quasi unbegrenzten Platz für Transceiver, Antennenumschalter, Netzteile und weiteres Equipment. Auch scheinbar ungenutzte Kisten finden ihren Platz im Zelt und müssen nicht außer Reichweite in die Autos geräumt werden. Zudem bieten die Gartenstühle gegenüber der Sitzbank im Unimog einen höheren Komfort. Zum ergonomischen Funken ist jedoch noch deutlich Luft nach oben.
Der WAG-Contest gehört einfach dazu. Die momentan guten Ausbreitungsbedingungen, die ständige Verbesserung der Technik und auch die unserer Fähigkeiten (insbesondere bei CW) sind spannend mitzuerleben. Wir freuen uns aufs nächste Jahr.
Bildquellen
- Fertiger Aufbau WAG 2025: DL8AW
- Funkbetrieb IC7610: DL8AW
- Antennenumschalter: DL8AW
- Funkbetrieb im Zelt: DL8AW
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