OV-Chronik bis 2000

Chronik des Ortsverbandes Coburg und die Entwicklung des Amateurfunks in Deutschland, insbesondere in Franken. Autor ist Georg von Peschke DB8NL.

Chronik der Coburger OVVs

Prolog

(Auszugsweise und mit freundlicher Genehmigung aus einer Zusammenstellung von Prof. Dr. Dietrich Seyboth / DJ2MG)

Bei einer mehr als 75-jährigen Geschichte des Amateurfunks in Deutschland darf und sollte man die Frage stellen, ob der ideelle Inhalt die­ser funktechnischen Betätigung überhaupt noch zeit­gemäß ist. Ist der Amateurfunk noch sinnvoll oder nur ein nostalgisches Relikt aus der Anfangszeit des Funkwesens? Hat der Amateurfunk in einer Welt noch einen Platz, in der Telekommunikation in jeder Form in allen Haushalten seinen Einzug nimmt? Ich bin davon überzeugt, der Amateurfunk hat in unserer Gesell­schaft eine wichtigere Aufgabe als je zuvor. Das meinen auch die Politiker, sonst hätten sie nicht 1997 ein neues spezielles Amateurfunkgesetz geschaffen. Betreiben wir den Amateurfunk so, wie er definiert ist. Er ist ein experimenteller Funkdienst, ein bunter Blu­menstrauß vielfältiger Aktivitäten auf dem Gebiet der Funktechnik. Wir machen unserer Gesellschaft, be­sonders auch Jugendlichen, ein Angebot für eine an­spruchsvolle Freizeitbeschäftigung mit aktuellsten Problemen der Telekommunikation. Funkamateure sind wegen ihrer praktischen Erfahrung und ihres pragmatischen Denkens meist sehr geschätzte Mitar­beiter in Industrie und Forschung. Trotz Explosion der Telekommunikationsmedien verarmen leider in unserer Welt die zwischenmenschlichen Kontakte zunehmend. Amateurfunk ist ein spezielles Medium für Kontakte zwischen allen Menschen, über politische Grenzen hinweg und in Telegrafie ohne Sprachbarrieren, auch für Senioren, besonders auch für Einsame und Behin­derte. Stellen wir uns dieser gesellschaftlichen Her­ausforderung und lasst uns aber auch das Vereins­leben pflegen, unsere Familien eingeschlossen.

Ich wünsche dem Amateurfunk eine gute Zukunft.

Erlangen, den 14.06.2001
Dr. Dietrich Seyboth, DJ2MG

1895

In der Frühzeit des Funkwesens, lange vor Beginn des ersten Weltkriegs, schlägt Ferdinand Schneider aus und in Fulda die Brücke hin zur praktischen Erfinder- und Amateurfunktätigkeit. Bereits am 24. März 1895, also noch einige Monate vor den ersten Versuchen Marconis, hält er ei­nen Experimentalvortrag mit selbstgebauten Sende- und Empfangsgeräten vor dem Werkmeister-Bezirksverein Fulda mit dem Titel »Die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiet der Elektrotechnik im Allgemeinen und über die Telegraphie ohne Draht im Besonderen«.

1909

Privatpersonen erhalten in USA und England eine offizielle Sendegenehmigung.

1912

Auf der zweiten Welt-Funk-Konferenz in London werden den Funkamateuren zu­nächst Wellenlängen unter 200 Meter zugewiesen, da solche Frequenzen als »kaum brauchbar« gelten.

Seit 1912 ist in Deutschland der Zugang zum Ama­teurfunk gesetzlich geregelt; »Amateurfunker« müssen durch eine Prüfung bei der Reichspost Kenntnisse der Funk- und Betriebstechnik sowie der gesetzlichen Grundlagen nachweisen. Sie erhalten aufgrund dieser bestandenen Prüfung eine Lizenz und ein persönliches Rufzeichen.

1913

Der oben genannte Ferdinand Schnei­der aus Fulda führt vom Gipfel des Kreuzbergs in der Rhön viele Funkversuche durch, wo er auch einen Turm mit einem Windrad erbaut. Dieser auf bayerischem Gebiet gelegene Berg sollte ihm noch Schwierigkeiten einbringen. Zwar hatte sich Schneider vom Reichstelegraphen-Versuchsamt in Berlin eine mit Datum 14.05.1913 versehene Genehmigung zur Durchführung drahtloser Versuche eingeholt, und es melden auch mehrere Tageszeitungen seine erfolgrei­chen Versuche über große Reichweiten, doch wird er zusammen mit Pater Wendelin vom Kreuzbergkloster auf bayerischem Gebiet in Bischofsheim angeklagt, zuerst wegen Spionageverdachts und dann wegen Verstoßes gegen das Telegraphengesetz. Die Ferdi­nand Schneider von Berlin erteilte Genehmigung gilt nämlich nicht in Bayern. Bayern hatte sich in Angele­genheiten der Telegraphie ein »Reservatsrecht« ge­sichert. Schneider ist damit wohl der erste Funkama­teur in Deutschland, der wegen Schwarzsendens ver­urteilt wird, die Geldstrafe beträgt 15 Mark. Erst 1926 erhält Ferdinand Schneider endlich eine Sendever­suchslizenz mit dem Rufzeichen KI3, spätere Rufzei­chen sind K4ABM und D4ABM.

1919

Nach dem ersten Weltkrieg und seiner »Hinterlassenschaft« von 5000 Offizie­ren und 18.500 Mann der Nachrichtentruppe gibt es zahlreiche Interessenten an der neuen Kommunikation mittels Funk, seien es Radioübertragungen, sei es Funkverkehr zwischen einzelnen Funkfreunden. Viele Orts- und Bezirksvereine von »Funkerbund«, »Arbei­ter-Radiovereinen« und dem »Deutschen Funktechni­schen Verband« werden gegründet.
Bereits 1919 wird der erste deutsche Radioverein in Coburg gegründet.
Er trägt die Bezeichnung »Radio-Verein e.V., Studiengesellschaft für Elektrotechnik und Funkentelegra­phie«. Coburg gehört damals noch zu Thüringen und kommt erst 1920 durch Volksentscheid zu Franken bzw. Bayern.

1920

Ab etwa 1920 beginnen vermehrt Privatleute in Deutschland sich mit Sende- und Empfangsbetrieb zu beschäftigen.

1923

In Berlin wird am 06.04.1923 der erste (??) Radioclub in Deutschland gegrün­det, der sich vorläufig nur mit Rundfunkempfang be­fasst (vergleiche Coburg 1919).

Der Radio-Verein Coburg wird am 25.05.1923 in das Vereinsregister eingetragen.

In München wird der »Süddeutsche Radio-Club« (SRK) am 27.07.1923 gegründet. Diesem Dachverband treten im Laufe der Zeit die fränkischen Radio-Clubs Ansbach, Bamberg, Bayreuth, Coburg, Forchheim, Fürth/Bayern, Neustadt/Aisch, Nürnberg, Schwabach, Schweinfurt, Selb und Würzburg bei.

Das Reichspostministerium erteilt ab 24.11.1923 Versuchssender-Lizenzen für wissenschaftliche Experimente und an »Clubstationen« von Funkvereinen.

In einer »Rufzeichenliste der deutschen Amateursen­der« im Buch »Wer gibt? Die Funkstationen der Welt, ihre Rufzeichen, Reichweiten und Wellenlängen ein­schließlich der Amateursender«, 1925 erschienen bei der Frankh’schen Verlagshandlung in Stuttgart, sind 31 Sendelizenzen für Funkvereine aufgeführt, keine aus Franken.

Erst später erhält die Coburger Clubstation als wahr­scheinlich erste Clubstation aus Franken eine Sende­lizenz mit dem Rufzeichen KW5, später geändert in EK4UAB, K4UAB, D4UAB. Hauptbetreiber ist der Schüler, später Student, dann der weltweit bekannte Ionosphärenforscher Prof. Dr. Walter Dieminger, nach 1945 DL6DS.

Von den in den nachfolgenden Jahren im Deutschen Reich ausgegebenen 138 Sendelizenzen entfallen auf Franken nur fünf:

  • Radio-Verein Coburg K4UAB ab 1929 D4UAB
  • Süddeutsche Telefonapparate- & Kabelwerke AG , Nürnberg K4UAM ” D4UAM
  • Süddeutscher Radio-Klub, Nürnberg K4UAN ” D4UAN
  • Fränkischer Radio-Klub, Würzburg K4UAO ” D4UAO
  • Höhere Technische Staats-Lehranstalt, Nürnberg K4UAR ” D4UAR

1924

Die ersten deutschen Amateurfunkstati­onen verwenden Wellenlängen zwi­schen 80m und 100m mit Rufzeichen Y4, Y5 und C8.

1925

In Paris entsteht am 14.04.1925 die »International Amateur Radio Union« (IARU). Ihr gehören 25 nationale Verbände an. Sie vertritt unter anderem auf internationalen Wellenkonferenzen die Interessen der Funkamateure.

Die Erstverbindung Deutschland – USA schafft am 02.10.1925 die Station KY5 (Funkverein Stuttgart e. V., Fr. Sabrowsky).

1926

Am 17.01.1926 Gründung des »Deut­scher Sendedienst«, DSD, in Jena.

1927

Der »Deutsche Sende- und Empfangs­dienst« (DASD) wird am 20.03.1927 in Kassel gegründet. Er ist der Zusammenschluss des Deutschen Empfangsdienstes (DED) und des Deut­schen Sendedienstes (DSD).

Das erste Heft der CQ (eigene Zeitschrift des DASD) erscheint zum 1. Mai 1927.

1929

Auf Welt-Funk-Konferenz in Washington werden folgende Amateurfunkbereiche festgelegt: 160m, 80m, 40m, 20m, 10m und 6m.

1933

Nach einer vorläufigen Verordnung vom 15.05.1933 für Versuchssender beginnt die Ausgabe von Sendegenehmigungen für Einzelpersonen an Mitglieder des DASD durch die Deutsche Reichspost ohne Prüfung. Grundlage für die Genehmigungserteilung ist eine Liste des DASD, die nur etwa ein Zehntel aller gleich qualifizierten und interessierten OMs enthält. Über die Auswahlkriterien kann man nur spekulieren.

1934

Im Mai 1934 besteht die Landesgruppe R (Nordbayern) im DASD aus 67 Mit­gliedern in den Ortsgruppen Nürnberg (30), Würzburg (20), Erlangen (7), Ansbach (6) und Bayreuth (4). Landesgruppenleiter ist Hans Bauer, D4BAR, später DL1DX (siehe Anhang).

In den 30er Jahren gibt die Landesgruppenleitung R unregelmäßig erscheinende Rundschreiben heraus, mit Aufzählungen neu eingetretener Mitglieder usw. In der Ausgabe vom 7. Juli 1934 werden den damaligen Ortsgruppen folgende Nummern zugeteilt:

  • Ortsgruppe Nürnberg I
  • Ortsgruppe Würzburg II
  • Ortsgruppe Bamberg III
  • Ortsgruppe Erlangen IV
  • Ortsgruppe Ansbach V
  • Ortsgruppe Bayreuth VI

Der Verein »Deutscher Amateur-Sende- und Emp­fangsdienst e.V.« wird auf Veranlassung des Reichs­ministers für Volksaufklärung und Propaganda gegrün­det und am 20.10.1934 ins Vereinsregister eingetragen. Die neu errichtete Satzung ist undemo­kratisch, da der Vorsitzende des DASD vom Propa­gandaminister ernannt und abberufen wird und die Leiter der Landes- und Ortsgruppen vom Vorsitzenden.

Der bisherige DASD wird am 16.11.1934 in den neuen DASD e.V. unter Vorsitz von Admiral Dr. h.c. Otto Groos überführt. Der bisherige Präsident des DASD, Prof. Dr. G. Leithäuser, wird abberufen.

1936

Aus Anlass des 10. Jahrestages seit der Gründung des Deutschen Sendediens­tes, DSD, schreibt der DASD im Olympiamonat August 1936 weltweit einen Funkwettbewerb aus (DJDC = Deutscher Jubiläums DX-Kontest). Es nehmen über 1000 Stationen aus aller Welt teil. Mit 922 Verbindun­gen wird Hannes Bauer, D4BAR (ex D4VQ, D4KAY, später D4ARR, DL1DX), in Nürnberg Sieger. Den drit­ten Platz belegt Richard Marschall, D4SXR, später DL1XY, damals in der Ortsgruppe Würzburg.

1939

Der Landesverband R (Nordbayern) des DASD umfasst die Gebiete der Reichs­postdirektionen Bamberg, Nürnberg, Regensburg und Würzburg. Ende der 30er Jahre gibt es zusätzlich zum Landesverband ihm drei unterstellte und untergeord­nete Bezirksverbände mit insgesamt zehn Ortsgrup­pen.

  • Landesverband R (Nordbayern)
  • LVF: (komm.) Alois Nöbauer, D4MZP
  • T-Ref: Karl Herbig, D4NQR
  • JGL: Karl Bernet
  • BV Bamberg: Fritz Graf jr., D4NYR
  • BV Nürnberg: (unbesetzt)
  • BV Würzburg: Richard Marschall, D4SXR
  • OG Ansbach: (komm.) Otto Depser, D4NWR
  • OG Aschaffenburg: Alex Pracher, D3CUR
  • OG Bamberg: Georg Kilian, D4VRR
  • OG Bayreuth: Franz Pollak
  • OG Erlangen: (komm.) Adam Müller, D3GKR
  • OG Hiltpoltstein: Willi Speck
  • OG Nürnberg: Heinz Lichtenberger
  • OG Regensburg: Georg Stiegler
  • OG Schweinfurt: (komm.) Reinhold Berger
  • OG Würzburg: Karl Öchsner, D4OAR

Bei Ausbruch des 2. Weltkriegs am 01.09.1939 zieht das Reichspostministerium 529 Sende- und Emp­fangsgenehmigungen zurück und von Beauftragen der Reichspostdirektionen werden Sendegeräte abgeholt und sichergestellt.

Helmut Kehr (ex D4BPR, DL1EN) erzählte Dr. Dietrich Seyboth (DJ2MG), was damals bei ihm geschah. Es erschienen zwei Beamte mit einem amtlichen Schreiben und beschlagnahmten seine gesamte Station; er bekam eine ordentliche Quittung. Wenig später erhielt er eine Bestätigung von der Reichspostdirektion, seine Sender und Empfänger würden bis auf weiteres in Dinkelsbühl verwahrt. Als er sich nach dem Krieg bei der Oberpostdirektion erkun­digte, ob er seine Station zurückerhalten könne, erhielt er ein amtliches Schreiben, alle in Dinkelsbühl gela­gerten Geräte seien auf Befehl eines Majors der ame­rikanischen Besatzungsmacht in einen kleinen Fluss, die Wörnitz, geworfen worden. Helmut Kehr wollte Dr. Dietrich Seyboth diese Zeitdokumente übergeben, leider ist sein Tod dazwischengekommen.

Das Clubleben innerhalb des DASD ruht weitgehend, weil die meisten Mitglieder zur Wehrmacht eingezogen oder anderweitig kriegsdienstverpflichtet sind.

Um das »Großdeutsche Reich« international nicht zu isolieren, werden später »Kriegsfunksendegenehmi­gungen« vergeben, wobei nicht einmal die Parteizuge­hörigkeit zur NSDAP als Bedingung gestellt wird. Schwarzsenden wird als Landesverrat verfolgt und mit Kriegsgericht und »auch in leichteren Fällen von Bei­hilfe« mit »Konzentrationslager« bedroht. Das erste Todesurteil wegen Schwarzsendens wird 1942 an dem 18-jährigen E. W. Klingenbeck vollstreckt.

1944

Geschäftsstelle und Sendeanlagen des DASD in Berlin-Dahlem fallen in der Nacht vom 15. zum 16. Februar 1944 einem Bomben­angriff zu Opfer.

Die »Liste der Kriegsfunkgenehmigungsinhaber« vom 25.08.1944 führt 152 Rufzeichen auf, 50 davon sind »10m-Lizenzen«. Vier Lizenzinhaber sind aus Franken:

  • D4ARR Johannes Bauer Nürnberg-Süd Neunkirchener Str. 62 Standort: Wien
  • D4VRR Georg Kilian Bamberg Dr.-v.-Schmittstr. 2
  • D3DSR Fritz Falkenburg Bubenreuth über Erlangen; Haus 86
  • D3KTR Michael Gessner Würzburg Schießhausstr. 19 bei Langenberg

Die Zeit ab 1945

1945

Im Januar 1945 kommt das vorläufige Ende des Amateurfunks in Deutschland. Mit dem Gesetz Nr. 76 verbietet der Alliierte Kontrollrat jede Beschäftigung mit der Funktechnik im noch nicht ganz besetzten Deutschland. Nur das Hören von Rundfunksendern ist erlaubt. Dabei bleibt es erst mal.

Im Mai 1945 wird der DASD wegen §4 (Vorstands­ernennung durch das Reichspropagandaministerium) und §6 (Mitglieder nur arische Deutsche) seiner letzten Satzung vom 20.10.1934 als Verein verboten. Es ist bemerkenswert für die damalige Zeit, der Löschungs­vermerk im Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg (Nr. VR 7691) wird erst nach acht Jah­ren am 16.11.1953 eingetragen. In allen vier Besat­zungszonen herrscht ein allgemeines Versammlungs­verbot. Der Zusammenschluss zu Vereinigungen ist streng verboten. Funkamateure, die das Glück hatten, den Krieg zu überleben und nicht mehr in Kriegsgefan­genschaft zu sein, finden trotzdem schnell zusammen und treffen sich in der Folgezeit »rein zufällig« in einem Gasthaus oder anderswo um »Bastelmaterial« zu tau­schen, zu kaufen gibt es ja nichts. Sender und Emp­fänger der ehemaligen Wehrmacht werden umgebaut, repariert oder zum Selbstbau von Geräten ausge­schlachtet.

1946

Trotz strengem Verbots von Amateur­funk in allen vier Besatzungszonen las­sen sich ein paar Dutzend OMs aus dem ehemaligen DASD nicht abschrecken und senden schwarz.

Im Juli 1946 gelingt es Egon Koch, später DL1HM, in Stuttgart von der US-Militärregierung die Genehmigung zur Gründung eines Clubs der Freunde der Funktech­nik zu erhalten. Der »Württembergisch-Badische-Ra­dio-Club (WBRC)« mit einer »Sektion Kurzwelle« wird am 17. August 1946 gegründet und entwickelt eine große Aktivität. Man nimmt dort umständehalber auch Interessenten aus anderen Ländern der amerikani­schen Besatzungszone auf. Die Erlanger Funkama­teure z.B. werden größtenteils Mitglieder des WBRC. Das Vereinsorgan ist die »QRV«, herausgegeben von Wolfram »Felix« Körner, später DL1CU. Anfänglich muss man Altpapier nach Stuttgart schicken, um mit der QRV beliefert zu werden.

1947

belebt sich mit Gründung weiterer regionaler Clubs das Amateurfunk­leben.

In Südbayern, besonders in München, gibt es teilweise konkurrierenden Gruppierungen von Funkamateuren, während man sich in Nordbayern mehr dem WBRC zuwendet.

Auf der Hauptmitgliederversammlung am 29. März 1947 schließen sich die beiden Verbände »Bayerische Radio Amateur Union«, BRAU, und »Verband Bayri­scher Kurzwellenamateure«, VBKA, im Polytechnikum München endgültig zum »Bayerischen Amateur-Radio-Club«, BARC, zusammen. Präsident wird Dr. Rohde, Geschäftsführer Herr Steinberger, Steingadener Str. 28. Erstes Ehrenmitglied wird Dr. Fuchs vom Deut­schen Museum. Der BARC ist zunächst eine vorwie­gend südbayerische Gruppierung.

Kurz vor der Kurzwellentagung in Stuttgart werden Funkamateure aus ganz Bayern am 3. Juni 1947 nach München eingeladen, das Ziel ist, den BARC zu einer gesamtbayerischen Einrichtung zu machen, auch um auf der geplanten Stuttgarter Tagung mit größerem Gewicht auftreten zu können. Versammlungsleiter ist Gerhard Merz, später DL1BB; die Teilnehmerzahl ist etwa 20 bis 30. Es werden die beiden Distrikte »Bay­ern-Nord« und »Bayern-Süd« gegründet. Die Organi­sationsstruktur entspricht ganz der des heutigen DARC. Distriktsmanager (heute Distriktsvorsitzender) von Bayern-Nord wird Hannes Bauer aus Bamberg, später DL1DX. Die Ortsverbände heißen »Bezirksver­bände« mit »Bezirksmanagern«. Der BARC übernimmt schrittweise bis Anfang 1948 die bayerischen Mitglie­der des WBRC.

Bei der Gründung des BARC ist es manchmal nicht ganz einfach, bei der Besetzung von Ämtern im Distrikt und OV eine geeignete Person zu finden. Den Behör­den gegenüber spielt es eine wichtige Rolle, ob der Kandidat einen »Entnazifizierungsbescheid« hat, der ihn vom »Gesetz zur Befreiung vom Nationalsozialis­mus und Militarismus« als »nicht betroffen« ausweist.

Der WBRC organisiert vom 7. bis 8. Juni 1947 in Stutt­gart die erste Tagung der Kurzwellenamateure nach Kriegsende, zu welcher ca. 500 Amateure aus ganz Deutschland kommen. Hier wird die Gründung einer Dachorganisation mit dem Namen Deutscher Amateur-Radio-Club (DARC) und die weitere Vorgehensweise bezüglich einer zukünftigen Sendelizenz diskutiert.

Ein wichtiges Ergebnis am Rande dieser Tagung ist eine Übereinkunft über die zu verwendenden DA-Ruf­zeichen. Diese Festlegung war nötig geworden, um das Chaos von Fantasierufzeichen der allenthalben aufkommenden unlis-Stationen zu beenden und die Voraussetzung für eine funktionierende QSL-Vermitt­lung zu schaffen. Auch diese wird unter der »Box 585 Stuttgart« ins Leben gerufen (1948 sind dort ca. 400 Rufzeichen registriert). Bayern erhält den Präfix DA2. In Erlangen z.B. sind damals 15 DA2-Stationen aktiv.

Bis Ende 1947 erarbeiten die einzelnen regionalen Clubs in Deutschland Vorschläge für eine Amateur­funkgesetzgebung, die Voraussetzung für die Erteilung von Sendegenehmigungen.

Zwischen 1947 und 1948 bilden sich im Distrikt Bay­ern-Nord 9 Ortsverbände: Ansbach, OVV Otto Depser, (DL1EB); Bamberg, OVV Hannes Bauer, (DL1DX); Erlangen, OVV Bruno Pultke, (DL1EV); Kitzingen, nur von kurzer Dauer, OVV Karl Öchsner, (DL1ET); Nürn­berg/Fürth, OVV Paul Maisel, (DL1ES); Regensburg, Johannes Engelhardt, (DL1MC); Schwabach, OVV Rudolf Uibl, (DL1FH); Straubing, OVV Aug. Cl. Hof­mann, (DL3EY); Würzburg, OVV Wilhelm Josef Schüll, (DL1FD). Die in Klammern angegebenen Rufzeichen wurden erst 1949 erteilt.

1948

Ende Januar 1948 findet eine Tagung des auf der Stuttgarter Kurzwellenta­gung eingesetzten »Ausschusses für Amateur-Funk­ordnung« in Frankfurt statt. Vertreten sind die Clubs BARC (Bayerischer Amateur-Radio-Club, »im Auf­bau«), DARC/Berlin, DARC/BZ (Britische Zone), HRC (Hessischer Radio-Club) und die Kurzwellensektion des WBRC (Württembergisch-Badischer Radio-Club). Es wird beschlossen, die vorgenannten Clubs einer Dachorganisation, dem Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) zu unterstellen, ohne deren einzelne Verwaltungen, die gemäß einer Auflage der Militärre­gierungen getrennt bleiben müssen, aufzuheben. Es wird beschlossen, das Verbandsorgan sei die »CQ«, die »CQ« war das Mitteilungsblatt des ehemaligen DASD. Ferner werden die einzelnen Vorschläge für eine Amateurfunkverordnung (Amateurfunkgesetz) auf einen gemeinsamen Nenner gebracht.

Der DARC führt Verhandlungen über die Erteilung von Sendegenehmigungen mit der von den Militärregierun­gen eingesetzten »Hauptverwaltung für Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebie­tes«. Herrn Oberpostrat Preßler werden die Entwürfe für ein Amateurfunkgesetz einschließlich Ausführungs­bestimmungen und Auflagen übergeben. Nach techni­scher und juristischer Prüfung werden diese von dort der Militärregierung (BICOM) zur Genehmigung unter­breitet.

Anmerkung des Autors : 1947 wurden von der ameri­kanischen und britischen Besatzungsmacht die ameri­kanische und britische Besatzungszone wirtschaftlich, verkehrsmäßig und finanziell zur Bizone zusammen­gefasst. Die Gesetzgebung hatte der parlamentähnli­che Wirtschaftsrat. Die Überwachung erfolgte durch das Zweimächte­kontrollamt.

CQ, Heft 1, März 1948:

Der Bayerische Amateur-Radio-Club (BARC) zählt 600 Mitglieder mit 450 KW-Amateuren und 145 DEs in 2 Distrikten und 20 Ortsverbänden. Er hat der umstän­dehalber bisher nur eine Lizenz als »Geselliger Ver­ein«.

Am 8. und 9. Mai 1948 findet in Bad Lauterberg (Harz) die zweite »große Kurzwellentagung« statt. Es treffen sich fast 2000 Amateure aus allen Teilen Deutsch­lands. Das sehr umfangreiche Vortragsprogramm be­fasste sich vorwiegend mit technischen Themen.

CQ 4/1948 (Juni):

Die deutschen Amateur Radio Clubs
BARC Bayerischer Amateur Radio Club
DARC/BLN Deutscher Amateur Radio Club, Berlin
DARC/BZ Deutscher Amateur Radio Club, Britische Zone
DARC/WB Deutscher Amateur Radio Club, Württemberg-Baden
HRC Hessischer Radio Club
haben sich am 24.1.1948 zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Die Arbeitsgemeinschaft führt den Namen Deutscher Amateur Radio Club (DARC). Der DARC stellt eine Dachorganisation dar, deren beschlie­ßendes und ausführendes Organ der »Amateur-Rat« ist. Im Amateur-Rat (zur Zeit aus zwölf Mitgliedern beste­hend) sind alle angeschlossenen Clubs durch von diesen gewählte Mitglieder vertreten.

Der Amateur-Rat entscheidet in allen Angelegenheiten, die über den Bereich der einzelnen Clubs hinausgehen. Die einzelnen Verbände bleiben verwaltungsmäßig selbständig, wie bisher.

Der Verkehr mit Behörden und anderen Amateur-Organisationen wird allein über das Sekretariat des DARC, München 27, Postbox 99, abgewickelt. Sekretär ist Herr Hans Haberl, München.

Bad Lauterbach, am 8. Mai 1948
gez. Gerhard Merz, 1. Vorsitzender, BARC
gez. Rudi Hammer, Hauptverkehrsleiter, DARC/BLN
gez. Rudolf Rapcke, Präsident, DARC/BZ
gez. Kurt Schips, Distriktsmanager, DARC/WB
gez. Heinz Ballauff, Präsident, HRC

Man könnte also den 24. Januar 1948 als Gründungs­tag des DARC bezeichnen. Allerdings bleiben die regi­onalen Clubs verwaltungsmäßig selbständig. Der DARC ist noch eine Arbeitsgemeinschaft. Der Zusam­menschluss aller regionalen Verbände zum heutigen DARC e.V. erfolgt erst am 7. September 1950 auf der vierten Kurzwellentagung in Bad Homburg.

Ab 1. Mai 1948 dürfen die Oberpostdirektionen An­träge auf Erteilung einer Sendeerlaubnis entgegen­nehmen. Die ersten Lizenzprüfungen in Bayern finden am 7. August 1948 bei der OPD München und am 16. August 1948 bei der OPD Nürnberg statt. Auch alle be­reits vor dem Krieg lizenzierten Funkamateure müssen sich erneut der Prüfung stellen. Es bestehen insge­samt 58 Prüflinge. Für die Erteilung der Genehmigun­gen fehlt aber noch die gesetzliche Grundlage.

Irgendwann um die Jahreswende 1948/49 wird ein »DA-Abschiedscontest« veranstaltet. Es ist zu einer Zeit, als klar war, eine offizielle Lizenzerteilung sei nicht mehr fern.

1949

Der Wirtschaftsrat in Frankfurt verab­schiedet am 14. März 1949 für das Ver­einigte Wirtschaftsgebiet das »Gesetz über den Ama­teurfunk«. Es wird am 22. März 1949 im Gesetzblatt veröffentlicht und tritt am 23. März 1949 in Kraft.

Am 23. März 1949 werden dann in der Bizone (ameri­kanische und englische Besatzungszone) über 700 »Vorläufige Sendegenehmigungen für Funkamateure« erteilt. Die Freude hierüber ist allseits groß und unver­züglich beginnt die aktive Funkerei nunmehr mit »ech­ten« DL-Rufzeichen.

Im März 1949 wird der OV Bayreuth im BARC gegrün­det, OVV Franz Pollak, DL1EU.

Im Juni 1949 wird der OV Selb im BARC gegründet, OVV Karl Fritsch, DL1EG.

Im Juli 1949 erscheint die »CQ« in einem neuen Ver­lag, Fest-Thomas, der eine Zeitschriften-Lizenz besitzt.

Am 19. August 1949 wird der DARC/Bayern gegrün­det. Er entsteht aus dem BARC (Bayerischer Amateur-Radio-Club).

Dritte Kurzwellentagung in Erlangen am 20./21. August 1949 im Studentenhaus, das noch bis kurz vor der Ta­gung von der amerikanischen Besatzungsmacht be­schlagnahmt ist. Ausrichter ist der Ortsverband Erlan­gen mit Helmut Kehr, DL1EN, als Organisator. Es nehmen ca. 600 Funkamateure teil. Es gibt viele Vor­träge namhafter Fachleute. Besonderer Schwerpunkt ist die UKW-Technik, die zu dieser Zeit gerade, sowohl bei den Funkamateuren als auch beim Rundfunk, ak­tuell zu werden beginnt. Es findet daher auch ein Wettbewerb für tragbare UKW-Transceiver statt. Es gibt ein Tagungspostamt mit einem Sonderstempel. Die Tagungsstation bekommt das Sonderrufzeichen DL8KT (der Präfix DL8 wird damals sonst nicht ausge­geben). Sie arbeitet nicht nur auf allen Bändern, son­dern überträgt, was damals noch gestattet ist, das Ta­gungsgeschehen in Amplitudenmodulation auf dem 40m-Band.

Am 30. September 1949 wird der OV Bad Neustadt gegründet, OVV Richard Marschall, DL1XY.

DARC/Bayern, Distrikt Bayern-Nord am 1. November 1949:

  • DM Bayern-Nord: Karl Herbig, DL1EK Nürnberg, Hirtengasse 13
  • Techn.-Ref Bayern-Nord: Richard Auerbach, DL1FK Treffelstein/Ofr.
  • QSL für Bayern-Nord: Max Schultheiß, DL1YC Nürnberg, Eberhardtshofstraße 7

12 Ortsverbände mit folgenden OVVe:

  • Ansbach: Otto Depser, DL1EB Dornberg Nr. 3, Post Ansbach
  • Bad Neustadt: Richard Marschall, DL1XY Bad Neustadt/Saale, Gartenstraße 3
  • Bamberg: Hannes Bauer, DL1DX Bamberg, Hornthalstraße 8
  • Bayreuth: Franz Pollak, DL1EU Bayreuth, Richard-Wagner-Straße 60
  • Erlangen: Helmut Kehr, DL1EN Erlangen, Hindenburgstraße 44
  • Kitzingen* Karl Öchsner, DL1ET Effeldorf Nr. 41 b. Kitzingen/M.
  • Nürnberg/Fürth: Paul Maisel, DL1ES Nürnberg, Marthastraße 36
  • Regensburg: Johannes Engelhardt, DL1MC Regensburg, Frauendorferstraße 9
  • Schwabach: Rudolf Uibl, DL1FH Schwabach, Lindenstraße 17
  • Selb/Ofr.: Karl Fritsch, DL1EG Selb/Ofr., Friedrich-Ebert-Straße 5
  • Straubing: Aug. Cl. Hofmann, DL3EY Straubing, Bahnhofstraße 8
  • Würzburg: Wilhelm Josef Schüll, DL1FD Zell a. Main, Nr. 239

* Im Organisationsplan vom 15.4.1951 ist der OV Kitzingen nicht mehr aufgeführt.

1950

Zwischen Januar und Juni 1950 wird der OV Aschaffenburg gegründet. Das genaue Grün­dungsdatum ist nicht mehr zu ermitteln. OVV ist Bruno Tuschick, DL3RB. Nach dessen Unfalltod am 9. November 1951 verschwindet der OV zu­nächst aus dem Organisationsplan des DARC. Am 15. Dezember 1953 gibt es in Aschaffenburg 4 Mit­glieder. Am 15. Januar 1954 findet man den Ver­merk »wird z.Zt. vom OV Würzburg verwaltet«. Im Juli-Heft 1954 des DL-QTC: Neuer OVV von Aschaffenburg Rudi Stratil, DL6XO. OV Hof, OVV Hans Hofner, DL1EL. OV Weiden, OVV Richard Auerbach, DL1FK. Im Organisationsplan vom 15. April 1951 ist der OV Weiden verschwunden, wahrscheinlich, weil der OVV Richard Auerbach, DL1FK, nach Stuttgart verzogen ist. Am 15. Januar 1954 wird der OV Weiden »z.Zt. vom Distrikt verwaltet«. Am 26. Mai 1954 ist Otto Wilkop, DL9UF, OVV. Nach dem 7. Juli 1973 gehört der OV Weiden zum neugegrün­deten Distrikt Bayern-Ost. Außerdem ist ein Ortsverband »im Entstehen«:
In Schweinfurt bildet sich eine Untergruppe des OV Würzburg; ihr Sprecher ist Karl Öchsner, DL1ET. 1953 gibt es in Schweinfurt 6 Mitglieder. Die OV-Gründung erfolgt erst 1954.

Am 7. September 1950 erfolgt auf der vierten Kurz­wellentagung in Bad Homburg der Zusammenschluss aller regionalen Verbände zum heutigen DARC e.V.

1956

Am 1. September 1956 wird das Deutschland-Diplom »DLD« zur Förderung der Amateurfunkverbindungen auf dem 80m-Band gestiftet und damit der sogenannte Distrikts- und Ortsverband-Kenner (DOK) als amtliche OV-Liste des DARC eingeführt. Im Distrikt Bayern-Nord gibt es zu diesem Zeitpunkt 18 Ortsverbände. Am 8. Dezember 1956 wird der OV Coburg gegründet, DOK B19: OVV Heinz Blankenburg, DL6ME.

1957

Vom 2. bis 4. August 1957 findet in Coburg das DARC-Deutschlandtreffen statt. In der
Einladung ist zu lesen:
»Der Tagungsbeitrag beträgt für die OM’s 5.50 DM und für XYLs 3 DM. Die Übernachtungs-
kosten bewegen sich von 3.50 DM bis 7.50 DM. Außer­dem stehen ca. 200 Betten für 1.50 DM
bereit.« 

  • Etwa 600 Funkamateure aus ganz Deutschland und dem umliegenden Ausland kommen nach Coburg. Der Hofbräusaal ist gut gefüllt, als die Veranstaltung eröff­net wird. Es sprechen OM Herbig, DL1EK, als Dist­riktsvorsitzender, der Oberbürgermeister der Stadt Co­burg, Herr Dr. Langer, der Präsident des DARC, OM Rapcke, DL1WA, Herr Amtsrat Schulz-Schwieder vom Bundespostministerium und Vertreter der SRJ, REF, ARI und des VFDB.
  • In vielen Gruppen wird im Laufe des Treffens über Antennen, Sender- und Empfängerbau, DX und Con­teste diskutiert. Herr Dr. Hahr von der Firma Telefun­ken erklärt in einem Vortrag die Arbeitsweise eines Transistors und die schwierige Produktion. Es wird fast zu einer technischen Sensation, dass DL6BU die in Coburg veranstaltete Fuchsjagd mit einem »handlichen nur mit Transistoren bestückten Peilempfänger« ge­winnt.
  • Der Autor, damals OVV von Schwabach, B13, kann als Student wegen einer Mitfahrgelegenheit und der für ihn zu hohen Übernachtungskosten nur einen Tag am Treffen teilnehmen. Bei der Tombola gewinnt er einen »rosafarbenen« Büstenhalter, seinerzeit eine äußerst peinliche Angelegenheit für einen 21-jährigen (das wertvolle Stück wird später passend für seine Mutter umgetauscht).

1989

Kurz nach Öffnung der Grenze zur DDR gibt es Ende 1989 ein denkwürdiges Treffen des Distriktsvorsitzen­den, OM Dr. Seyboth, mit sehr aktiven Funkamateuren aus Thüringen, u.a. mit Dr. Lothar Wilke, Y24UK (später DL3TD), und Dr. Horst Weißleder, Y23EK (später DL5YY). Das Treffen findet pikanterweise im Gasthof »Deutsches Reich« in Lautertal bei Coburg statt. Der Name des Lokals führt zwar nicht zu Irritatio­nen, aber zumindest zu einem Schmunzeln auf beiden Seiten (In der politischen Diktion der DDR gibt es kein Deutschland und schon gar nicht ein Deutsches Reich mehr, sondern nur zwei unabhängige deutsche Staa­ten, die Deutsche Demokratische Republik und die Bundesrepublik Deutschland). Es werden wesentliche Punkte für den Aufbau einer neuen demokratischen Amateurfunk-Organisation in der noch existierenden DDR besprochen, was letztendlich auch ganz ent­scheidend zum Zusammenschluss des Radio-Sport­verbands der DDR mit dem DARC beiträgt.

In der Folgezeit gibt es viele gegenseitige Besuche mit Nachbarschaftshilfe von Ortsverbänden aus dem Dist­rikt Franken mit Amateurfunkgruppen aus Thüringen.

2000

Zum Wechsel zum neuen Jahrtausend wurden wegen des Datumswechsels massive Probleme der Computersoftware der Firmen und der öffentlichen Einrichtungen befürchtet. Der Notfunkreferent des Distrikts, Andreas Gutermuth, DL4NDU, schwor die Ortsverbände darauf ein, für die­sen Notfall gerüstet zu sein. Schon vorher wurden Übungen durchgeführt. Zum Jahreswechsel waren viele Ortsverbände in Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Rotem Kreuz u.s.w. in Bereitschaft. Das Hilfsangebot wurde gerne angenommen. Der Computercrash blieb glück­licherweise aus. Es war aber eine Demonstra­tion, die den Amateurfunk im öffentlichen Ansehen sehr positiv darstellte.

Anhang von DJ2MG

Eine Anmerkung zu den Daten aus der »Gründerzeit« nach 1945:

Es ist müßig, über Gründungsdaten von Ortsverbän­den, Amtszeiten von OVVen usw. zwischen Kriegs­ende 1945 und der Gründung des Bayerischen Ama­teur-Radio-Club 1947 zu spekulieren. Der Distrikt Bayern-Nord im BARC entstand am 3. Juni 1947. Die meisten Funkamateure in Nordbayern wechselten aber erst mit Wirkung vom 1. Januar 1948 vom WBRC zum BARC. Man könnte also sowohl den 3. Juni 1947, als auch den 1. Januar 1948 als Gründungsdatum der ersten Ortsverbände im damaligen Distrikt Bayern-Nord bezeichnen. Zwar wurden am 3. Juni 1947 in München bereits Bezirksmanager (OVVe) eingesetzt, in den Bezirken (OVen) gab es aber teilweise noch gar keine BARC-Mitglieder.

Ergo gibt es für diese ersten Ortsverbände nach dem Krieg kein offizielles Gründungsdatum im heutigen Sinne mit Gründungsversammlung und Wahl des OV-Vorstands. In einer solcher Zeit des Aufbruchs sind Ungereimtheiten ganz natürlich, manches läuft viel im­provisierter und flexibler, als wir es in unserer heutigen bürokratischen Welt gewohnt sind. Diese Einschätzung deckt sich weitgehend mit der der noch wenigen Zeit­zeugen.

Dr. Bruno Pultke, DL1EV, erster OVV in Erlangen nach dem Krieg, äußert sich sehr treffend zum Gründungs­datum von Ortsverbänden unmittelbar nach Kriegs­ende sinngemäß so:

Es könnte sein, dass die ersten Ortsverbände im Dist­rikt Bayern-Nord mit ihren Bestrebungen, die erste Nachkriegszeit amateurfunkmäßig aufzuhellen, das Ziel verfolgen, das Datum eines Jubiläums zu ermit­teln. Doch muss man feststellen, dass nach Ansicht der Zeitzeugen ein gleitender Übergang vom DASD (und seinem inoffiziellen Weiterleben) zum BARC und schließlich DARC stattgefunden hat. Es fehlt also an einem Gründungsakt in der ersten Nachkriegszeit, an dem sonst andere Ortsverbände ihre Jubiläen festma­chen. Das ist aber kein Nachteil. Die Geburtsstunde dieser Ortsverbände liegt vielmehr meist in der Vor­kriegszeit.

Bis Mitte der sechziger Jahre ist es teilweise auch recht schwierig herauszufinden, wer in einem Ortsver­band OVV war. In vielen OVen gab es trotz existieren­der Satzung keine Hauptversammlung mit Wahl und schon gar keine Protokolle. Der OVV wurde bestimmt und blieb solange im Amt, bis er dieses abgab. Im OV Bamberg z.B. »übernahm« Hannes Bauer, DL1DX, 1957 die Amtsgeschäfte als OVV und wurde »OVV auf Lebenszeit«, erst 1979 wurde ein Nachfolger regulär gewählt.