Aller Anfang ist schwer
Der Ortsverband Coburg gehörte zu den ersten im DARC, welche eine Relaisfunkstelle errichteten. Da viele Funkamateure die Relaisfunkstellen als eine selbstverständliche Einrichtung ansehen, soll diese Aufzeichnung an die Anfänge erinnern und die Problematik aufzeigen, mit der die für Relaisstellen verantwortlichen Funkamateure zu kämpfen hatten und auch heute noch zu kämpfen haben.
Ende der 60-er Jahre war im Amateurfunk auf 2m die SSB-Modulation gerade im Kommen. Quarzgesteuerte AM-Sender mit einer oder zwei Quarzfrequenzen waren damals noch die Regel. Genormte Kanalfrequenzen gab es nicht. Ein CQ-Ruf endete meist mit „ich gehe auf Empfang und drehe langsam über das Band“ .
Zu dieser Zeit wurde im kommerziellen Betriebsfunk das Kanalraster von 50 kHz auf 20 kHz umgestellt. Die meisten dieser Geräte waren noch mit Röhren bestückt. Da aber Transistorgeräte den neuesten Stand der Technik darstellten, wurden die alten Geräte nicht mehr umgebaut, sondern gegen moderne transistorisierte ausgetauscht. Das war für uns Funkamateure eine gute Gelegenheit die alten Taxifunkgeräte billig aufzukaufen, und nach Umbau auf 2m zu verwenden.
Diese Geräte arbeiteten alle mit Frequenzmodulation. Die eingefleischten AM-ler lernten bald die Vorteile der bis dahin stiefmütterlich behandelten FM-Modulation kennen und schätzen.
Funkamateure aus Nürnberg dachten einen Schritt weiter und überlegten sich, dass man mit einem Umsetzer die Reichweite der mit solchen FM-Geräten ausgestatteten Mobil- oder Portabel-Stationen deutlich erhöhen könnte. Man einigte sich auf zwei FM-Kanäle. Der A-Kanal für Direktverbindungen, der B-Kanal für Relaisfunkstellen.
Die drei Coburger OM’s Heinz Holzberger (DK2GKX), Rolf Bonowitz (DJ4BB) und Günther Scholz (DJ7WH) griffen die Idee auf, besorgten sich eine Telefunken-Feststation und bauten diese um, so dass sie als Amateurfunkrelais arbeiten konnten. Natürlich war das Gerät mit Röhren bestückt und hatte einen sehr hohen Stromverbrauch.
Nach der „Berta“ in Nürnberg und dem „Balduin“ mit großer Reichweite vom Ochsenkopf gab man dem Coburger Relais liebevoll den Namen „Benjamin“. Das offizielle Call war damals DL0UC/A . Der Benjamin war also eines der ersten Amateurfunkrelais in der Bundesrepublik.
Das Relais war bis zum Herbst 1970 im Auswärts-QTH von DJ7WH bei Drossenhausen in Betrieb. Damit das Stadtgebiet von Coburg besser ausgeleuchtet wird, wurde als neuer Standort der Flugplatz ausgewählt, eine Hochebene nahe der Stadt. Durch den Umzug war eine neue Antenne zu montieren. Hier zeigte Wolfi (DK1JY) auf dem Dach des Flugzeughangars seine Talente.
Das Gerät hing im Gebälk des Flugzeughangars. Die getrennten Sende / Empfangs -Antennen waren auf dem Dach angebracht. Wie schon erwähnt, die Relais arbeiteten damals alle auf einem Kanal. Die Eingabe war 144,15 und die Ausgabe bei 145,85 MHz. Die Frequenz-Shift betrug also 1,7 MHz. Über die Empfindlichkeit der damaligen Empfänger kann man heute nur schmunzeln. Es wurde von der Genehmigungsbehörde sogar die Auflage gemacht, daß nur Signale größer als 1 Mikrovolt die Rauschsperre öffnen dürfen. Heutzutage ist 100 nV Stand der Technik.
Der eine Relaiskanal war bald überlastet und man mußte nach einem Ausweg suchen. Nach vielen Vorschlägen, mehreren Versuchen und genau so vielen Besprechungen einigte man sich im März 1971 auf eine Erweiterung auf 3 Kanäle im 50 kHz-Raster und 1,6 MHz Shift. Alle Relais brauchten mind. einen neuen Quarz. Aber auch die einzelnen OM’s mussten in den Geldbeutel greifen und ihre Geräte neu bestücken.
Die Freude über die abgeschlossene Umstellung bzw. Kanalerweiterung währte nicht lange. Trotz heftiger Widerstände deutscher und österreichischer OM’s war man gezwungen den Bandplan, welcher auf der IARU-Konferenz im Mai 1972 für die Region 1 vorgeschlagen wurde, auch in DL einzuführen. Dieser Bandplan ist übrigens heute noch gültig. Für den Relaisbetrieb bedeutete dies wieder neue Quarze und Arbeiten an den Relaisstellen.
In Coburg war die Umstellung im Mai 1974 abgeschlossen. Während der Vorarbeiten wurde festgestellt, dass es nicht möglich ist, mit dem alten Antennenfilter die jetzt gültige Shift von nur 600 kHz zu bewältigen. Es wurde beschlossen die gesamte Relaisstelle neu zu errichten. Siehe Benjamin II.