Relaisfunkstelle Benjamin III

Informationen zu Benjamin III

Nachfolgend einige Informationen zur Relaisfunkstelle Benjamin III:

Technische Daten

Inbetriebnahme30.03.1991
Außerbetriebnahme23.10.2022
TX-Leistungca. 4 Watt
Nebenaussendung1. Oberwelle -95 dB
Alle anderen Ober- und Nebenwellen um mindestens 110 dB gedämpft
RX-Empfindlichkeit150 nV (öffnen der Rauschsperre)
Spiegelfrequenz-Dämpfungbesser als 90 dB
ZF-Bandbreite14 kHz/-3 dB 28 kHz/-80 dB (ehem. für 25 kHz-Kanalraster)
12 kHz/-3 dB 18 kHz/60 dB 23 kHz/80 dB (seit Nov. 1995 für 12,5 kHz Kanalraster)

Der Neubau von 1990

Am Bau beteiligt waren: Achim DC4NV, Norbert DL9NAC, Rainer DG2NR, Herbert DL8UP, Hubert DB1ND, Edi DC2NJ. Nicht unerwähnt bleiben darf: Jochen DB1NV, der mit Tipps und Ratschlägen zur Seite stand, Georg DB8NL und Thilo DL9NBJ mit Antennenbau in 45m Höhe.

Das Relais wurde in allen mechanischen und elektronischen Einzelteilen im Ortsverband Coburg aufgebaut.

Alle Schaltungen außer der TX-PA sind Eigenentwicklungen. Die Antennenweiche konnte nach einer Generalüberholung weiter genutzt werden. RX, TX, Steuerung und Netzteil wurden in kleine Einschübe aufgeteilt und in einem Gestell aus Aluprofilen untergebracht. Dieser Aufbau ist vorteilhaft bei Servicearbeiten. Auch können später problemlos einzelne Stufen dem neuesten Stand der Technik angepasst werden.

In das neue Relais wurden einige Besonderheiten eingebaut, die sich bald als deutliche Verbesserungen herausstellten.

Nur wenige Relaisstellen haben eine automatische Steuerung der Sender-Lautstärke. Die Praxis hat aber bewiesen, dass diese Einrichtung bei DB0UC sehr sinnvoll ist. Der wichtigste Nutzen eines Relais ist nun mal der Mobil- und Portabelbetrieb. Wenn man aber während der Autofahrt immer wieder zum Lautstärkeregler greifen muss, dann dient dies bestimmt nicht der Verkehrssicherheit. Benjamin III hält die Lautstärke in bestimmten Grenzen konstant.

Sinnvoll ist auch die intelligente Rauschsperre. Sie verändert ihren Schaltpunkt nach den Kriterien Feldstärke und Mobilfading. Bei schwachen Signalen  können dann noch Silben verstanden werden, welche sonst durch die Rauschsperre abgeschnitten würden.  (diese Funktion wurde größtenteils ausser Betrieb genommen.)

Die wichtigste Neuerung ist die Ausgabe des S-Meter-Rapportes. An Stelle des einfachen Roger-Pieps wird der Papport in Form von 4 Tönen ausgegeben, codiert im BCD-Code.

Eine ausführliche Beschreibung dieser Besonderheiten findet man im Artikel “Das Rapportsystem“. An technischen Einzelheiten interessierte OM’s und Relaisstellenbetreiber sollten diese Artikel lesen.

Von der Idee bis zur Fertigstellung vergingen trotzdem einige Jahre (aber Benjamin II  lief ja noch zufriedenstellend). Das Ergebnis der Arbeiten kann sich sehen und hören lassen.

Erste Inbetriebnahme von “Benjamin III”

Nach einem Probebetrieb während des Fieldday’s am 01. bis 04. Juli 1990 wurden noch die letzten Korrekturen und Softwareänderungen durchgeführt. Als am 30. 03. 1991 das alte Relais wieder mal ernste Probleme machte, wurde der neue Benjamin III  am Abend ins Auto geladen und auf den Lauterberg gebracht.
Um 18:33 Uhr sprach ich die letzten Worte über “Benjamin II”. Die Installation und der Weichenabgleich dauerten 1 Stunde. Um 19:32 Uhr ging “Benjamin III” offiziell in die Luft.

Die Freude über das gelungene Projekt dauerte nur ein Jahr. Der Langwellensender wurde stillgelegt und danach auch unser Antennenmast samt Haus abgerissen.

Neuer Standort Eckardtsturm

Nun begann ein mehr als einjähriger nervenaufreibender Kampf mit Behörden und anderen Institutionen wegen eines neuen Standortes. Im Februar 1993 konnte endlich der Vertrag mit der Stadt unterzeichnet werden. Der neue Standort wurde ein Aussichtsturm am Rande von Coburg.

In der Zwischenzeit wurde das alte (von Mäusen verdreckte) Holzgestell der Weiche erneuert. Außerdem wurde für das Relais ein  Alu-Schrank gebaut und über diesen noch ein temperaturisolierter Holzkasten gestülpt sowie das Ganze im Turm unauffällig in einer Ecke platziert.

Die Antenne durften wir allerdings nur an dem vorhandenen hölzernen Fahnenmast befestigen, denn das Sagen hatte der Verkehrsverein und dessen Vorstand erlaubte uns keinen neuen Mast.  Aber trotzdem; das Stadtgebiet wird optimal ausgeleuchtet, und stellenweise kann in 30 km Entfernung der Umsetzer Coburg (DB0UC) noch gut erreicht werden.

Extreme Störungen durch aneinander reibende Stahlseile konnten bald beseitigt werden. Ein Wermutstropfen bleibt, es sind die hohen HF-Feldstärken von nebenan. TV-, Rundfunk- und Mobilfunksender!

Austausch des Holzmastes

Die Jahre vergingen… Der Verkehrsverein zeigte kein Interesse mehr am Eckardtsturm, daher konnten wir den von Wind und Wetter schon sehr unstabil gewordenen Holzmast gegen einen eigenen Stahl-Schiebemast austauschen.

Reparaturen

Nach 15 Jahren Betrieb konnte ich feststellen, dass nur 2 “echte” Reparaturen nötig waren. Einmal entstand ein Defekt an der Senderendstufe und die zweite Reparatur wurde nach einem Blitzeinschlag nötig.  Viel Arbeit machte hingegen die Antennenweiche. Mind. zwei mal im Jahr musste sie an die Temperaturänderungen angepasst werden. Zusätzlich wurde der Abgleich in den letzten Jahren immer schwieriger und unstabiler (Alterung?).

Bevor nach so langer Betriebszeit einmal ein größerer Defekt den Benjamin III total außer Funktion setzt, wurde daran gedacht ein neues Relais aufzubauen. Am dringlichsten erschien uns aber, die Weiche zu erneuern. Wir fanden ein bezahlbares Angebot einer kommerziellen, thermostabilisierten Weiche bei einem finnischen Hersteller.

Nach vorhergehenden und voll befriedigenden Messungen in der FHS bei Jochen DB1NV konnte im August 2006 die neue Weiche an Benjamin III angeschlossen werden.  Ohne Nachgleich  wurde die volle Empfindlichkeit erreicht und die Sendeleistung stieg auch um einige dB.  Dies war der Beweis, dass die 32 Jahre alte Selbstbauweiche doch nicht mehr dem Stand der Technik entsprach.

Als ein Topf der alten Weiche auseinandergenommen wurde, offenbarte sich, warum der Abgleich immer schwieriger wurde; zwischen Innenleiter und Topfboden hatten sich blaue Oxyd-Kristalle gebildet.  Im Turm herrscht eben doch mehr Feuchtigkeit als im alten (geheizten) Antennenhaus auf dem Lauterberg.

Neuer Mast

Am Freitag den 1.8.2008 wurde DB0UC durch einen Blitzeinschlag außer Betrieb gesetzt. Die Antenne wurde zerstört und in der Stromversorgung war ein Fehler auf dem Schutzleiter entstanden.Am Sonntag den 3.8.2008 konnte DB0UC wieder in Betrieb genommen werden. Die zerstörte Antenne wurde am Samstag getauscht und  am Sonntag das reparierte Netzteil wieder eingebaut.

Im Netzteil wurde das Netzfilter und eine Diode zerstört. Zum Glück waren die Schäden doch geringer als zunächst befürchtet. Am “Unglücksort” waren im Einsatz:

  • DJ2VN und DG7NAZ als “Ersthelfer”
  • DC2NJ  Relaisverantwortlicher und Reparateur des Netzteils
  • DB8NL und DL9NBJ wegen Antennenauswechslung

Blitzschlag vom 27. März 1995

Ja, Der Benjamin hat auf dem Eckardtsturm schon mal einen Blitzschlag überstanden.  Die Schäden waren damals deutlich geringer als 2008.  Kaputt gingen nur die Netzsicherung und eine Drossel im Netzteil.

Auch damals hat wohl der große Sendemast nebenan die meiste Energie abgefangen.  Ich habe ein Foto der damaligen Mastspitze unten mit beigefügt.

Schlusswort

Die Nutzung der Relaisstellen und Digipeater wird von vielen OM’s als Selbstverständlichkeit angenommen.  Ich hoffe, dass diese nun die Arbeit einzelner OM’s  zum Bau und Erhalt der  Relaisstellen mit anderen Augen sehen.

mit vy 73 Edi DC2NJ
( Verantwortlicher Funkamateur von DB0UC und Vater von Benjamin III )